Netzwerk
Die Fachberatungsstelle PiA tritt auf regionaler wie auf internationaler Ebene in Austausch und Kommunikation mit anderen Organisationen, Akteur:innen und Aktivist:innen. Der ständige Austausch unterstützt die vielfältige Arbeit und die Vernetzung untereinander. An unterschiedlichen Orten und in Bereichen bringen wir unsere Expertise ebenso wie theoretische Inhalte ein. Mit dem Ziel, die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter*innen zu verbessern.
Internationale, nationale und europäische Netzwerke
- Global Network of Sex Work Projects (NSWP)
Weltweites Netzwerk, das zum Ziel hat, die Rechte von Sexarbeiter*innen durchzusetzen, ihre Selbstbestimmtheit zu fördern wie auch Gewalt und Diskriminierung zu bekämpfen. - International Comitee on the Rights of Sex Workers in Europe
Europäisches Netzwerk, das sich zum Schutz der Bürger:innen und Menschenrechte von Sexarbeiter*innen einsetzt und zur Stärkung der Akzeptanz und des Respekts gegenüber diesen Personen sowie der Organisation von Verbündeten bekennt. - TAMPEP European Network fort he Promotion of Rights and Health among Migrant Sex Worker
Internationale Organisation, die die Umsetzung von Menschenrechten im Kontext Gesundheit und Migration von Sexarbeitenden in Europa unterstützt. - BUFAS
Bündnis der Fachberatungsstellen für Sexarbeiter*innen Deutschlands
Die Projektleitung der Fachberatungsstelle PiA fungiert als Beirätin dieses Netzwerkes. - AG Sexuelle Dienstleistungen
Expert:innengremium und Unterarbeitsgruppe der Task Force Menschenhandel unter der Leitung des Frauenressorts des Bundeskanzleramtes. Die Arbeitsgruppe besteht aus 30 Vertreter:innen der polizeilichen Fachstelle für Menschenhandel und Prostitution, spezialisierten Fachberatungsstellen und relevanten Fachbereichen der Verwaltung. - Pro Sexwork
Allianz für die Rechte der Sexarbeiter*innen, bestehend aus fünf Beratungsstellen für Sexarbeiter:innen und zwei Selbsthilfeorganisationen. - Plattform Menschenrechte Salzburg
Netzwerk von mehr als 30 Salzburger NGOs, die mit vulnerablen Gruppen arbeiten.
Allianz für Sexarbeiter*innen
Die Fachberatungsstelle PIA ist Teil der Pro-Sex-Work-Allianz für die Rechte von Sexarbeiter*innen. Die Allianz engagiert sich für den Schutz und die Rechte von Sexarbeiter*innen in Österreich. Die Pro-Sex-Work-Allianz besteht aus verschiedenen Organisationen, darunter sexworker.at, Red Edition, maiz (Linz), iBUS (Innsbruck), SXA-Info (Graz), LEFÖ (Wien) und PIA (Salzburg). Gemeinsam setzen wir uns ein gegen die Stigmatisierung und Diskriminierung von Sexarbeiter*innen.
In Österreich sind Sexarbeitende gesetzlich dazu verpflichtet, dass sie sich regelmäßig Gesundenuntersuchungen unterziehen. Diese Vorschrift, die auf ein Gesetz aus dem Jahr 1945 zur Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten zurückgeht, macht Österreich weltweit einzigartig. Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und andere kritisieren diese Praxis als menschenrechtswidrig.
Diese verpflichtenden Untersuchungen sind deshalb problematisch, da sie ausschließlich Sexarbeitende betreffen und als Eingriff in deren Intimsphäre empfunden werden. Es handelt sich dabei um unvollständige Kontrollvorgänge, die weder Diagnose noch Behandlung umfassen und somit den Gesundheitszustand der Untersuchten nicht erheben. Der eigentliche Zweck dieser Untersuchungen liegt im Schutz der „Volksgesundheit“, also der Kunden, während das Wohl der Sexarbeitenden selbst vernachlässigt wird. Die im Rahmen der Untersuchungen ausgestellten Kontrollausweise bergen zusätzliche Risiken. Sie enthalten persönliche Informationen wie ein Lichtbild und den bürgerlichen Namen. Dies birgt die Gefahr des Outings von Sexarbeitenden und gefährdet den Schutz ihrer persönlichen Daten.
Negative Auswirkungen
- Datenschutzverletzungen durch Betriebe, Online-Werbeagenturen und Behörden
- Missbrauch und Abnahme der Kontrollausweise durch Dritte
- mangelnder Schutz der Privatsphäre, insbesondere bei Schwangerschaften oder positiven Testergebnissen
- Machtmissbrauch durch Kunden und Behörden, der zu Erpressung oder Druck auf die Sexarbeitenden führt
- diskriminierende und transfeindliche Praktiken, etwa wenn Trans-Sexarbeitenden die verpflichtende Untersuchung verweigert wird
Die Allianz für Sexarbeiter*innen tritt dafür ein, dass
- Sexarbeiter*innen als Personen respektiert und geachtet werden. Dazu ist die Beendigung ihre gesellschaftliche Stigmatisierung erforderlich, die verantwortlich ist für Gewalt Diskriminierung, Bevormundung, Ausgrenzung und vielfach ungerechte Behandlung. Das Stigma wird durch Kriminalisierung, Sondergesetze, Diskurse und Haltungen, die Sexarbeitende pauschal zu Opfern erklären, massiv verstärkt.
- Sexarbeit als Erwerbstätigkeit wie jede andere anerkannt wird. Dazu zählen Anerkennung und Gleichstellung als freiberufliche Tätigkeit, Verbesserung der Rechte als selbstständige Erwerbstätige oder Arbeitnehmer*innen, Abschaffung diskriminierender Gesetze und Regelungen.
- Sexarbeit in der Gesellschaft als qualifizierte wie auch anspruchsvolle Dienstleistung anerkannt wird und jene Personen, die in diesem Bereich tätig sind, Respekt, Achtung, und Wertschätzung erfahren.
- Gesundheitsbewusstsein und Safer Sex in der Sexarbeit überall selbstverständlich werden, auch gerade unter den Kunden sexueller Dienstleistungen, die oftmals unsichere Praktiken wünschen.
- Sexarbeit unter möglichst selbstbestimmten und fairen Konditionen stattfindet. Erwerbstätigkeit kann nur dann gesund, ressourcenerhaltend und zufriedenstellend ausgeübt werden, wenn sie zu möglichst fairen Bedingungen und frei von Gewalt und Zwang stattfindet. Ausbeutung ist ein integrales Moment jeder Lohnarbeit, der Kampf für bessere Arbeitsbedingungen ist jedoch möglich und wichtig.
- Gewalt und sexuelle Übergriffe gegen Sexarbeiter*innen gesellschaftlich genauso geächtet werden wie die gegen andere Menschen. Das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung ist ein Menschenrecht. Sexarbeiter*innen sind mündige, handlungsfähige Personen und müssen als solche ernstgenommen werden. In der Debatte über Sexarbeit muss mit ihnen diskutiert werden und nicht über sie.
- Maßnahmen zur Bekämpfung von Menschenhandel und zum Schutz der Geschädigten ergriffen werden, ohne die Rechte von Sexarbeiter*innen zu bescheiden oder zu gefährden. Menschenhandel und Sexarbeit sind nicht ident und müssen demnach unterschiedlich behandelt und diskutiert werden. Vielfach werden diese beiden Bereiche vermischt, was weder im Hinblick auf Opferschutz noch für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen hilfreich ist.